Diary

Über unwichtige Momente, die ich in meinem Herzen einrahme

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Vickwanka in Australien, Strand, schwarze Jeans, weißes Top, Sonnenbrille

Der heutige Text dreht sich um Momente, die eigentlich zu unwichtig sind, um sie zu erwähnen. Sogar so unwichtig, dass sie von den meisten wohl gar nicht mal als bemerkenswert empfunden werden. Aber in all ihrer Unwichtigkeit sind diese unscheinbaren Augenblicke umso perfekter, wenn man nur sein Herz für sie öffnet. Nach über einem Jahr back from Australia lese ich diesen Text, der ganz am Anfang meiner dreimonatigen Reise entstanden ist, höre dazu Ben Howard's "Keep your head  up" und versinke in diesem Gefühl. Ja, ich versinke wieder in diesem perfekten, unwichtigen Moment als würde er genau jetzt passieren: 

22. November 2015 – Ich sitze auf der Rückbank eines Autos, ganz links. Der Fahrtwind des heruntergekurbelten Fensters bläst mir ins Gesicht. Ich muss mir eine Haarsträhne vom klebrigen Lippenstift ziehen. Ich neige meinen Kopf weiter Richtung Fenster. Der Wind weht die Wimpern auseinander. Ich atme tief ein und rieche. Ich rieche das Land, in dem ich gerade bin. Australien. Die starke Sonne wärmt meinen Nasenrücken. Ich bilde mir ein, zu merken, wie sich Sommersprossen ihren Weg aus den Tiefen meiner blassen Haut an die Oberfläche erkämpfen.

Ich bin so weit weg von zu Hause. Ich fühle, wie mein Herz einmal aussetzt während mir klar wird, dass ich mehrere Monate einfach „weg“ sein werde. Nein, ich bin es ja schon. Ich bin weg. Alles neu, nichts gleich, kein Hamsterrad. Einfach Platz und Freiheit für Inspirationen, Eindrücke, neue Menschen und so viel Luft zum Atmen.  Einfach tief einatmen. Ich kann es einfach nicht fassen. Klein Vicky im großen und fernen Australien. Ein Traum. Ein Traum, den ich lange geträumt habe und den ich nun endlich Realität nennen darf. Ich bin glücklich.

Ich bin übrigens froh, dass ich geflogen bin. Das stand nämlich aufgrund eines sehr traurigen Falles innerhalb meiner Familie auf der Kippe. Und ich bin froh, dass ich hier geblieben bin. Am Liebsten hätte ich nämlich bereits an Tag drei meinen rosafarben Koffer gepackt und wäre zurück geflogen.

Denn die ersten Tage waren ganz schön heftig. Ich bin sehr eigenständig, liebe es, einfach Stunden in einem Café zu sitzen und zu beobachten, passieren zu lassen ohne Hektik und das Wissen, dass ich irgendwo hin müsste. Sich nutzlos und einsam fühlen? Das kenne ich gar nicht. In meinem Kopf kreisten andere Sachen, bevor ich geflogen bin. Ich hatte Angst vor riesigen Spinnen, die aus Klospülungen springen könnten, vor hochgiftigen Würfelquallen, die innerhalb weniger Minuten meine Atmung lähmen könnten. Außerdem wurde mir netterweise mitgegeben, dass ein Flugzeug von Kuala Lumpur aus (ein Zwischenstop von mir) nach dem Start einfach nicht mehr aufgetaucht sei. Alles schlimme und gefährliche Sachen, die mich nervös gemacht haben. Aber letzten Endes wurde mir etwas ganz anderes zum Verhängnis. Und niemand hatte mich davor gewarnt, was wohl zu meiner größten Aufgabe während meiner ersten Tage hier werden würde. Am meisten Angst hätte ich nämlich ganz einfach vor mir selbst haben müssen. Einfach mit mir selbst klarzukommen. Mit mir und meinen Gedanken und dem Wissen, dass gerade niemand unbedingt in greifbarer Nähe sein würde. Einfach Sein, einfach ich ohne Alltags To Dos.

Wir fahren zum Surfen – wie klischeehaft. Aber es fühlt sich so richtig an. So intensiv und so warm. Eddie Vedder läuft zufällig und eines meiner Lieblingslieder, die es kaum besser treffen könnten „You think you have to want more than you need | Until you have it all you won't be free“ – Meine Hymne seit Jahren, seit dem Film Into the Wild.

Ich bin auf jeden Fall froh, dass ich meine anfänglichen Schwierigkeiten überwunden habe. Denn jetzt sitze ich hier im Auto. Neben mir ein großer, muskolöser Hund, der entspannt seine schlabberigen Lefzen auf die Schulter des Fahrers legt. Das Tier stützt sich mit seinen Hinterbeinen auf dem mittleren Sitz der Rückbank ab. Dabei sieht es so unfassbar entspannt aus wie es eigentlich auch ungemütlich sein müsste. Beneidenswert diese Ruhe, die Bronson – so sein Name – ausstrahlt.

Während ich mir seine Papageienähnliche Pose so anschaue, denke ich: Diesen Moment möchte ich einfrieren. Für immer einschließen in meinem Herzen und das Gefühl jedes Mal rausholen, wenn ich im grauen Hamburg ein Down habe. Genau das ist doch das Leben, oder? Genau das ist das Gefühl, nach dem ich gesucht habe! Ja, genau dieses Gefühl, das ist das verdammte Leben. Ich liebe diesen perfekten kleinen Moment gerade so sehr. Der perfekte Augenblick mit der perfekten Musik im Hintergrund, laut aufgedreht wie im Film. Ich liebe es. Könnte irgendetwas gerade besser sein? Ich glaube nicht. Ich schließe die Augen und rahme den Augenblick in meinem Herzen ein.

12 comments

  1. Constanze

    Ich glaube, wenn das Denken wieder klar ist nach den anfänglichen Schwierigkeiten und man sich der Exlusivität der Auszeit bewußt ist, dann kann man jeden Augenblick genießen. Wer kann sich diese Zeit schon im Leben gönnen? Viele träumen davon, aber es läßt sich nicht eben von jedem realisieren aus den unterschiedlichsten Gründen....."...jeder Tag könnte der letzte sein, mit jedem Tag atme ich neues Leben ein...." (Peter Hofmann "Unsere Zeit")

  2. Ralf

    Darüber, sich Momente oder Gefühle für immer griffbereit zu merken, habe ich einen sehr erfolgreichen Blogartikel geschrieben. In dem wird die NLP Methode des Ankerns beschrieben. https://ralfhauser.wordpress.com/2015/01/04/sich-positive-gefuhle-aus-der-vergangenheit-fur-die-zukunft-merken/
    Ich beneid Dich um Deinen Ausstieg auf Zeit. Im September habe ich ein nebenberufliches Masterstudium angefangen. Das fühlt sich so gut und nach soviel Perspektive an. Ein gelegentlicher Ausstieg aus der Legebatterie.

  3. Sanda

    Deine Beschreibung des Gefühls und des Moments trifft es zu gut! Mitte August habe ich auf Bali die gleiche Situation erlebt. Nachdem meine Freundin abgereist war, hatte ich Angst. Aber nicht vor riesigen Spinnen oder dass ich keine Freunde finden würde. An ihrem letzten Abend wurde mir klar, dass ich mich mir selbst stellen muss. Und das hieß allem, dass Mitte April meine Welt auf den Kopf gestellt hatte. Wovor ich vier Monate weggelaufen bin. Am Ende des ersten Tages alleine saß ich in meinem Hotelzimmer und hatte Panik. Wirklich richtige Panik. Aber dann habe ich meinen iPod und mein Resetagebuch genommen und bin zum Strand gelaufen. Dort habe ich während des Sonnenuntergangs geschrieben. Geschrieben und geschrieben. Hört sich super kitschig an, ich weiß, aber es war einer der schönsten Augenblicke. Auch weil ich wusste, dass ich am anderen Ende der Welt bin und komplett allein. Aus irgendeinem Grund war es toll 🙂
    Liebe Grüße,
    Sandra

  4. Michelle

    Ich bin soeben durch Zufall auf deine Seite gestoßen, dein Schreibstil haut mich gerade um. Sehr sehr schön, vor allem weil ich dich sehr gut nachvollziehen kann und selbst diese besonderen Momente seit längerem in Australien genießen darf.
    Lieben Gruß 🙂

  5. Maj-Britt

    Danke für diesen inspirierenden Post!<3 Du schaffst es immer wieder zum Nachdenken anzuregen. Ich kenne solche Momente und meistens werden genau DIE perfekt, von denen man es nie erwarten würde.*-*
    Ich wünsche dir einen wunderbaren Wochenstart!
    Alles Liebe,
    xxMaj-Britt

    https://majstatement.com/

  6. Kat

    Vicky, ist alles ok bei dir? Du hast mit Ausnahme eine gesponserten Posts seit dem 8 März nichts auf Instagram gepostet, zwei deiner drei letzten Beiträge waren Reposts von 2015 und du hast irgendwie den ganzen März kaum was von dir hören lassen. Und die Monate davor waren deine Instagramposts und Blogposts irgendwie auch einer recht einfältigen Routine verfallen (zB Blogposts / IG photos mit zig Affiliate-Links zu Produkten - a la "50 weiße Kleider zum nachshoppen"). Und jetzt bist du einfach nen ganzen Monat fast komplett still gewesen. Müssen wir uns Sorgen machen? Hast du ne Sinnkrise? Lass uns an der Konversation teilhaben - ich bin sicher nicht die einzige, die sich Sorgen macht.
    Hoffe dir geht's gut!
    Kat

    1. Vicky

      Hey du Liebe, danke für die liebe Nachfrage. Ich habe mich vor über einer Woche tatsächlich einfach sang- und klanglos in den Urlaub und damit in einen "Digital Detox" komplett ohne Handy und Laptop verabschiedet. Heutzutage ist man immer online, das Telefon ist immer dabei, da brauchte ich diese kleine Auszeit 🙂
      Die hochgeholten alten Postings habe ich in letzter Zeit für mich quasi selber neu entdeckt und mich dabei so unfassbar gerne z.B. an die Australienzeit erinnert, dass ich diese gerne noch einmal mit euch teilen wollte 🙂 Die Shopping-Vorschläge sind einfach eine neuere Kategorie, die bei vielen sehr beliebt ist. Diese sind ein Service für euch und immer aktuell dem Wetter oder bestimmten Trendthemen, mit denen ich mich gerade beschäftige, angepasst.
      Jetzt nach meinem seeeehr erholsamen Urlaub habe ich auf jeden Fall viele Inspirationen gesammelt für neue Ideen und Postings. Danke dir, liebe Kat, für deine offenen Worte und deine treue Leserschaft. Bei weiteren Fragen wende dich gerne jederzeit wieder an mich :-* Deine Vicky

  7. Maren

    Schöner Text, toll beschrieben...:) Ich weiß genau, was du meinst und erinnere mich selbst unglaublich gerne an solche Momente.

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